4 Fragen an...

„Frank H. Baumann-Habersack, M.A.
Mediation und Konfliktmanagement, forscht im Kontext Führung zu Autorität und Konflikten (Grundlagenforschung Mixed-Methods, D. Mertens, freier Doktorand an der Universität Bremen). Er ist Bankkaufmann, Betriebswirt, Arbeitswissenschaftler sowie ausgebildet in systemischer Familientherapie und Supervision. Baumann-Habersack sammelte in mehr als 25 Jahren Erfahrungen in unterschiedlichen Branchen als Angestellter, Führungskraft und Unternehmer. Als Inhaber von Autoritum® – Akademie für Persönlichkeit und Führung ist er aktuell tätig als Mediator und Berater für Organisationen aller Art bei Führungsfragen sowie als Publizist.“

Frank H. Baumann-Habersack wird authentisch in seiner Persönlichkeit erlebt, von der man sich u.a. im Rahmen seiner Vortrags- und Seminartätigkeit selber überzeugen kann.

www.baumann-habersack.de               Literaturtipp: Mit transformativer Autorität in Führung


Frank, du prägst den Begriff der Transformativen Autorität. Wie möchtest du Diesen auf den Punkt gebracht verstanden wissen?

Die transformative Autorität denkt Autorität in Organisationskontexten weiter, in dem sie Menschen Zugang zu einem bislang eher unbekannten Raum von Zusammenarbeit und Führung eröffnet. Auf dem Weg in diesen neuen, sozialen Raum erlernen Menschen Co-Kreation und Co-Führung in der Haltung der neuen, transformativen Autorität. Damit können sie sozial handlungskompetent und mitverantwortlich für gemeinsame Ziele wirken, in einer überwiegend selbstorganisierten Form, ohne auf Hierarchie verzichten zu müssen. Denn diese kann bei Krisen oder unentscheidbaren Konflikten in einer legitimierten, transparenten Art und Weise für Fortschritt sorgen und die Lähmung der Organisation vermeiden.

Welche Bedeutung hat deiner Meinung nach in diesem Zusammenhang die individuelle Haltung der Personen in Führungs- und Erziehungsverantwortung?

Erst durch die Haltung eines Menschen, gleich woraus diese besteht, kommt ein Angebot auf Bedeutung in die Kommunikation bzw. Beziehung. Ob die Einladung auf diese Bedeutung angenommen wird, hängt nicht nur vom Kontext der Situation und vom Gegenüber ab. Sondern auch, in welcher Art und Weise das Angebot (also der Prozess des Anbietens) in diese Situation eingebracht wird. Auch die Art und Weise hängt stark mit der Haltung zusammen. Diese ist damit ein wesentlicher Wirkfaktor von Menschen in Führungs- und Erziehungsverantwortung, wenn sie die Kultur des Miteinanders wandeln möchten.

Wie kann transformativ autoritäre Führung selbst in herausfordernden Situationen gelingen?

Zunächst passen transformativ und autoritär nicht zusammen. Sie sind noch nicht einmal Gegenteile. Sie öffnen ganz verschiedene Autoritätsräume und -dynamiken. Die autoritäre Haltung basiert auf einer unverhandelbaren Über- und Unterordnungsbeziehung und Ego-Zentrierung. Das heißt, es geht nicht ohne mich, und auch nur, wenn ich über dir bin und du machst, was ich sage. Denn ich weiß nicht nur alles, sondern es auch noch besser. Klar hilft das (scheinbar) in herausfordernden Situationen, weil in der Regel schnell eine Wirkung erreicht wird. Unter der Bedingung, dass der oder die Untergeordnete seine soziale (Unter-)Stellung akzeptiert und ohne groß nachzudenken folgt. Das gelingt in der Regel dann besonders gut, wenn sich Menschen in einer (gefühlten) Abhängigkeit erleben und Angst haben.  Die transformative Haltung zu Autorität weist unterschiedliche Führungsintensitäten auf. In herausfordernden Situation ist einseitiges, direktives Handeln durch eine legitimierte Führungsperson auch möglich. Sogar nötig und gefordert, sofern andere Menschen nicht handeln können oder wollen (z. B. wenn Grenzen oder autorisierte Werte verletzt werden). Dies geschieht einerseits nur bei zuvor legitimierten Themen, die allen transparent sind und direktives Handeln autorisiert haben. Und andererseits verpflichtet sich die Führungsperson und alle an der Situation Beteiligten nach dem Abschluss der direktiven Aktion, dieses Erlebnis zu reflektieren. Mit dem Ziel, daraus auf Augenhöhe zu lernen, so dass immer weniger solche einseitig direktiven Führungshandlungen vollzogen werden müssen. Dadurch beginnen Menschen sozial (miteinander) zu wachsen – in Co-Führung.

Was könnte ein im Kollektiv fest verankerter Führungs- und Erziehungsstil im Sinne der Transformativen Autorität aus der Zukunft betrachtet bedeuten?

Er könnte bedeuten, dass Menschen erstmalig wirklich einen sicheren, sozialen Raum erhalten, sich zu entdecken und zu entfalten, während sie Ziele gemeinsam anstreben und wirksam werden. Ohne andere zu beschämen oder auszugrenzen, noch selbst diese Erfahrungen machen müssen. Bislang ist dieser Raum entweder übersteuert und besetzt durch autoritäres Gebaren und Ego-Kämpfe oder verwahrlost durch antiautoritäre Praktiken und verdeckte Ego-Verletzungen. Aus dieser Wirksamkeitserfahrung von Co-Kreation und Co-Führung, dem Ich-im-Wir, kann vernetzte Kreativität überhaupt erst hilfreiche Antworten auf die kommende, zentrale Frage für die Menschheit stellen: Wie sichern wir unsere Zukunft und die unserer Nachfahren vor dem Hintergrund der bislang unvorstellbaren Herausforderungen…

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